Leitartikel der praxis physio sternenfeld

Reverse engineering in der PhysioTherapie

 

 

 

 

„Reverse Engineering bezeichnet den Vorgang, aus einem bestehenden fertigen System oder einem meistens industriell gefertigten Produkt durch Untersuchung der Strukturen, Zustände und Verhaltensweisen die Konstruktionselemente zu extrahieren. Aus dem fertigen Objekt wird somit wieder ein Plan erstellt.“

 

Woher kommt die Pfütze?

 

In der Physiotherapie wollen wir einen Schmerzzustand rückwärts konstruieren. Das im wahrsten Sinne des Wortes „fertige Objekt“ ist der schmerzveränderte Patient. Sein Körper und seine Bewegungsmuster sind die Strukturen und Verhaltensweisen. Was wir als Therapeut sehen, lässt sich mit folgendem Bild am besten beschreiben: Pfütze! 

 

Welchen Zustand hatte dieses Wasser, bevor es zur Pfütze wurde: war es ein Eiswürfel? War es die Füllung einer geplatzten Wasserbombe? War es gar gasförmig und hat sich als Tauwasser abgelegt?

 

Narben

 

Nennen wir diese Pfütze einmal: Körper mit Schmerzen. Welche Zustände hat dieser bisher durchlaufen? Welche Unfälle hat er erlitten? Welche Krankheiten durchgemacht? Welche Operationen überstanden? Denn egal was auch auf den Körper einwirken mag, es hinterlässt durch den Entzündungsprozess immer ein Narbengewebe. Nur das Ausmass ist unterschiedlich.

Narbengewebe ist nicht elastisch. Der gesunde Körper ist es jedoch bis zu einem gewissen Masse immer. Also entsteht dort eine Spannung, die nicht gepuffert wird. Sie überträgt sich dorthin, wo Bewegung stattfinden kann. Oft ist dies dann „das schwächste Glied der Kette“, aber nicht der ursächliche Ort des Schmerzes. Ein sehr genauer Blick auf die Anatomie kann vieles erklären. So spüren Schwangere kurz vor der Geburt enorme Schmerzen am Iliosakral Gelenk. Kein Wunder, setzen dort doch Bänder an, welche die nun sich zusammenziehende Gebärmutter am Ort halten. Später während der Geburt ziehen dann die Bänder, die am Darm festmachen. Der Gang auf die Toilette ist vergebens. Denn die Spannung wurde ja nur übertragen. Und somit ein Signal ausgelöst, was nicht ursächlich für den Schmerz ist.

 

Inhibitionen

 

Hierzu kommen Inhibitionen. Das ist ein kompliziertes Wort. Doch es bedeutet, dass ein Muskel vom Nervensystem nicht angesteuert wird. Schmerz verändert Bewegungsmuster. Dies geschieht, indem ein anderer Muskel für die Bewegung aktiviert wird. Doch dieser wirkt auch mit anderen Hebeln auf das Gelenk. Meistens sind diese für ihn selbst wenig vorteilhaft: er überarbeitet sich. Dies kann zu extrem schmerzhaften Triggerpunkten führen. Zudem wird im Gelenk selbst der Druck ungleichmässig verteilt. So kann Abnutzung, also Arthrose entstehen.

 

Stress

 

Und tatsächlich lösen auch Stresszustände Schmerzen aus. Die viel-besprochenen Faszien ziehen sich als Reaktion auf Stressfaktoren zusammen. Es entstehen sogenannte myofasziale Triggerpunkte im Nacken. Manche beissen in solchen Situationen gerne auf die Zähne: es kommt zu enormen Verspannungen der Kaumuskulatur. Diese verursachen Kopfschmerzen und Tinnitus. Der resultierende Druck im Kiefer führt zur Abnutzung des Gelenks und es knackt bei jedem Bissen. Ein anderer Kaumuskel übernimmt… und übernimmt sich: er strahlt Schmerzen in die Zähne aus, ohne dass man dort jemals etwas finden würde.

 

Wir sehen also eine Vielfalt an Faktoren, die einen Körper Schmerz erfahren lassen. Es sind Strukturen: z.B. vernarbtes Gewebe. Es sind Zustände: z.B. psychologischer Stress. Es sind Verhaltensweisen: z.B. ein schmerzverändertes Gangbild.

 

Bis zu einem gewissen Ausmass kann jeder Körper eine Abweichung des optimalen verkraften. Er vergrössert sogar sein biologisches Ausmass an Bewegung. Dies ist der grosse Unterschied zur mechanischen Maschine. Diese hat keine Toleranz. Der menschliche Körper ist jedoch biomechanisch. Deswegen schmerzt weder jede Skoliose noch jede Arthrose. Die Aufgabe des geübten Therapeuten ist es allerdings, falsche Achsen eines Gelenkes zu erkennen und diese präventiv zu behandeln. 

 

Diagnose

 

Dies erfordert einen gründlichen Befund des ganzen Körpers. Denn eine reine Untersuchung der schmerzhaften Struktur hiesse doch, der schmerzverursachenden Struktur nicht einmal auf die Schliche kommen zu wollen. Daher erfolgt bei der Praxis Physio Sternenfeld bei jeder Erstbehandlung eine komplette Untersuchung. Vom großen Zeh bis zur Halswirbelsäule werden alle Muskeln und Gelenke getestet, möge sich der Schmerz auch nur am Knie bemerkbar machen.

 

Behandlung

 

So kann die Behandlung gezielt erfolgen. Sei dies die Mobilisierung einer (alten) Narbe um die Durchblutung zu fördern. Sei dies ein Ausbalancieren des Autonomen Nervensystems durch Aktivierung des Parasympathikus. Oder sei es das Erlernen neuer Verhaltensweisen der Bewegung, welches man tatsächlich als gezieltes Krafttraining beschreibt. 

 

Hierzu bietet die Praxis Physio Sternenfeld eine erhebliche Breite an Therapiemethoden. Vom „Dry Needling“ über Manualtherapie, Craniosakraltherapie und viszeraler Osteopathie, zu einem Trainingsraum, der selbst anspruchsvollen Sportlern eine ausgezeichnete Reha Umgebung bietet.

 

 

Bei all dem darf man nicht vergessen, dass umfassende Hilfe nicht von einem Therapeuten alleine kommen kann. Deshalb legt die Praxis Physio Sternenfeld Wert auf Zusammenarbeit mit den Hausärzten sowie den Spezialärzten und auch anderen Therapeuten. So kann ein jeder in seinem Zuständigkeitsgebiet das Optimum leisten.

 

 

Malik Megharia

Physiotherapeut, Bachelor of Health

Osteopath i.A.

Personal Trainer